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UNSER GEHEIMTIPP

DER NETFLIX-FILM "THE CHICAGO 7“ EXKLUSIV IM KINO

EDDIE REDMAYNE, SACHA BARON COHEN, YAHYA ABDUL-MATEEN II, GORDON-LEVITT, MARK RYLANCE

ENGLISCHE ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN

THE CHICAGO 7

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Einer der wichtigsten und aktuellsten Filme des Jahres ist unbeachtet von der allgemeinen Presse und der Kinobranche angelaufen. Die Süddeutsche Zeitung war die einzige Zeitung die über THE TRIAL OF THE CHICAGO SEVEN berichtet hat. Für mich ist der Film von Aaron Sorkin einer der wichtigsten und aktuellsten Filme des Jahres. Der Film ist ein Statement, ein politischer Film gegen die Wahl Donald Trumps.. Die Schauspieler-Riege hätten als Team einen Oscar als „Beste Schauspieler“ verdient. Der Film ist mit der alten Panavisionskamera gedreht und gehört ins Kino.

Süddeutsche Zeitung Tobias Kniebe: "Ein reinrassiges Gerichtsdrama von Aaron Sorkin, als Autor schon lang einer der besten Beobachter von Gesellschaft und Politik in den USA ("The West Wing", "The Social Network"). Hier führt er auch Regie und verwandelt die (schon für sich genommen irren) Transkripte eines Prozesses aus dem Jahr 1968 in großes Drama."


Besprechung Blickpunkt: Film

Sacha Baron Cohen und Jeremy Strong nehmen es in "The Trial of the Chicago 7" mit der US-amerikanischen Staatsmacht auf (Bild: Netflix) In vereinzelten Kinos in Deutschland läuft "The Trial of the Chicago 7" bereits sein ein paar Tagen. Da gehört er auch hin - auch wenn Aaron Sorkins Film bereits am 16. Oktober weltweit auf Netflix startet. Hier unsere Besprechung.



Wer wissen will, wie es aussah bei den Ausschreitungen während der Democratic National Convention in Chicago im Jahr 1968, dem sei angeraten, sich "Medium Cool" anzusehen, die einzige Regiearbeit des legendären Kameramanns Haskell Wexler, die mitten im Tumult polizeilicher Übergriffe gedreht worden war. Wer wissen will, wie es sich angefühlt haben mag damals auf den Straßen der zweitgrößten Stadt der USA, der sollte zu Nathan Hills famosem Roman "Geister" greifen, wo die Straßenschlachten auf etwa 100 Seiten präzise thematisiert werden und man als Leser den Eindruck erhält, man wäre mittendrin. Und doch ist "The Trial of the Chicago 7", die zweite Regiearbeit des für "The Social Network"  oscargekürten Drehbuchautors Aaron Sorkin, ein essenzieller Film.



Weil hier die Riots und das Einschreiten der National Guard zwar thematisiert werden, aber doch nur den Ausgangspunkt für das eigentliche Thema des Films bilden, die Nachernte vor Gericht, die mit dem klugen Blick mehr als 50 Jahre später und den ureigenen Mitteln des Kinofilms eingeordnet und in moderne Zusammenhänge gesetzt wird. Und zwar so unterhaltsam und anregend, wie man es erwarten darf, wenn Aaron Sorkin seine Finger im Spiel hat: Ungeachtet aller historischen Hintergründe will man sich verlieren in seinen ach so geschliffenen Dialogen und klugen Betrachtungen. Mit "Molly's Game"  hatte der 59-jährige Amerikaner ein überaus beachtliches Debüt vorgelegt, das geprägt war von dem sogenannten »Walking & Talking«, für das er bekannt ist: intelligente, wortgewandte Figuren, die im Maschinengewehrrhythmus reden, während sie sich im Bild bewegen und versuchen Schritt zu halten mit den Worten, die ihnen in den Mund gelegt werden: Wenn man für Silben pro Minute bezahlt werden würde, wäre jeder Darsteller Millionär. Diesseits von David Mamet gibt es keinen Autor in den USA, dessen Schreibe so markant und unverkennbar ist. Seine Schauspieler lieben das. Das sieht man auch in "The Trial of the Chicago 7".



Aber diesmal ordnen sich die Bilder nicht dem Text unter: Dank Kameramann Phedon Papamichael erhält der Film Luft zum Atmen, ist in Momenten fast Dokudrama im Stil von "JFK" , dann wieder Courtroomthriller wie "Eine Frage der Ehre", eines der frühen Drehbücher Sorkins, mit dem er sich einen Namen machte: Immer wieder ist es unverkennbar, dass hier erzählt wird von Geschehnissen, die mehr als 50 Jahre in der Vergangenheit liegen, aber doch ganz unmittelbar die Gegenwart gemeint ist, die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation in den USA - ein fortlaufender Kommentar über Zivilcourage unter Druck. Und obwohl das Herz des Films für die Liberalen schlägt, geht er doch auch hart ins Gericht mit den Positionen, die von den unterschiedlichen Parteien vertreten wird, auch wenn sie gemeinsam vor Gericht stehen.



Wie ein Tom Hayden, gespielt von Eddie Redmayne in seiner erwachsensten Darstellung, den nötigen Fortschritt in der amerikanischen Gesellschaft erzielen will, unterscheidet sich eben ganz grundsätzlich davon, wie die Yippies Abbie Hoffman und Jerry Rubin (Sacha Baron Cohen und Jeremy Strong aus "Succession"haben als Natural Born Prankster die Lacher auf ihrer Seite) ans Werk gehen - von Black Panther Bobby Seale gar nicht zu sprechen, der vor Gericht als achtes Rad am Wagen verzweifelt argumentiert, die anderen Angeklagten bestenfalls flüchtig zu kennen und sich überhaupt nur vier Stunden in Chicago aufgehalten zu haben: Wie soll es da zu einer gewaltsamen Verschwörung gegen die USA gekommen sein? Es gibt Momente, da ist man empört. Es gibt Momente, die sind zum Schreien komisch. Vor allem aber wird einem bewusst, was Freiheit in einer demokratischen Gesellschaft wirklich bedeutet. Ohne dass einen "The Trial of the Chicago 7" mit seinen großartigen Schauspielern mit der Nase draufstupsen müsste: eine Geschichtsstunde, dringlich wie "Die Verlegerin" , aber nicht so staatstragend, dafür verspielter und subversiver. Und ganz klar gemacht für die große Leinwand.



Thomas Schultze


Buchtipp: Roman "Geister" Nathan Hills, Piper Verlag